Erste Schritte mit dem neuen „Mitbewohner“ – Tipps für junge Eltern Teil 2

Hurra, das Baby ist endlich da! Für viele Paare geht mit der Geburt ihres Kindes ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Das Familienglück ist nun perfekt. Allerdings: Wie soll man an die Erziehung gehen? Welche Regeln und Vorschriften braucht der neue Erdenmensch? Was kann man dem kleinen Racker schon beibringen, was ist noch zu viel? Was tun, wenn das Baby nicht das macht, was man von ihm erwartet? Vor allem junge Eltern stehen beim ersten gemeinsamen Baby oftmals vor tausenden von Fragen. Wie geht es nach der Geburt weiter?

Geburtsstation eines Münchener Krankenhauses. Die Betten sind belegt von frischgebackenen, strahlenden Müttern. Lange neun Monate musste Frau auf das Baby warten, nun ist das Glück endlich perfekt und der kleinen Liebling auf der Welt. Frauen, welche wiederholt ihr Mutterglück erleben durften, sind gelassen und ruhig, wissen was auf sie zukommt und genießen die Situation entspannt und in Ruhe.

Anders junge Mütter, welche zum ersten Mal schwanger waren. Auch sie freuen sich über das Neugeborene, quälen sich aber auch mit Ängsten und Fragen rund um das Dasein als zukünftige Mutter. Wie viel Regeln braucht das Baby? Was ist die passende Erziehung? Was tun, damit das Baby Grenzen kennenlernt, bzw. darf und soll man schon kurz nach der Geburt Grenzen aufzeigen? Wie viel Erziehung ist gut für das Baby?

Auch Marion und Tom sind gerade Eltern geworden. Das junge Paar ist überglücklich über ihren neuen „Mitbewohner“. „Wir sind happy, dass Noah nun endlich da ist. Er ist ein echter Wonneproppen und wird uns sicherlich das Leben versüßen. Allerdings – wir sind schon auch etwas angespant, wie das nun zu Hause werden wird.“ So wie den beiden geht es vielen jungen Paaren. Trotz Familienglück herrscht Unsicherheit und Angst davor, etwas falsch zu machen.

„Ich weiß nicht, wie ich meinem Baby ein ‚Nein’ beibringen soll, bzw. ob ich das anfangs schon machen darf. Wie kriege ich Noah dazu, durchzuschlafen? Wie viel kann und darf ich von ihm erwarten? Ich habe große Angst davor, hier einen Fehler nach dem anderen zu machen. Ich möchte, dass der Kleine eine super Kindheit hat, gleichzeitig möchte ich ihn frühzeitig an Regeln und Normen gewöhnen. Er soll kein Rabauke werden.“

Der perfekte Start ins neue Leben

Dem Baby so viel wie möglich geben und gleichzeitig aufzeigen, dass nicht immer alles nach seinen Wünschen laufen kann. Solch einen goldenen Mittelweg in der Kindererziehung zu finden, ist nicht leicht. Ein Baby schreien zu lassen, ohne darauf zu reagieren, in der Hoffnung, es würde Geduld entwickeln, ist ebenso ‚falsch’, wie dem kleinen Engel alles zu erfüllen und somit einen verwöhnten ‚Tyrann’ heranzuerziehen, der später denkt, alles haben zu können, was er nur will.

Liebe, Zuneigung, Geduld und Rücksichtnahme sind im ersten Jahr wichtiger denn je. So ehrenhaft die Ziele auch sein mögen, sein Baby beispielsweise frühzeitig zur Kontrolle seiner Blase zu erziehen – sie sind zum Scheitern verurteilt. Im ersten Lebensjahr entwickeln sich die geistige und die körperliche Reifung parallel.

Erst wenn die körperlichen Parameter geschaffen sind, kann auch eine geistige und soziale Entwicklung stattfinden. Am Beispiel der Blase bedeutet dies, dass sich eine Verbindung zwischen Rückenmark und Gehirn bilden muss, welche dafür Sorge trägt, dass das Baby seine Blase bewusst selbst kontrollieren kann. Erst wenn diese Nervenbahnen geschaffen sind, kann man daran arbeiten, ein Baby auf diesem Gebiet zu erziehen.

Generell sollte „Erziehung“ im ersten Lebensjahr weniger als Grenzsetzung und Belehrung an das Baby weitergegeben werden, sondern viel mehr von emotionaler Sicherheit und Stabilität gekennzeichnet sein. Das Baby braucht im ersten Lebensjahr vor allem das Gefühl, geliebt und beschützt zu werden. Fühlt es sich geborgen und wohl hat dies Auswirkungen auf die positive Entwicklung von Persönlichkeit und der eigenen Wahrnehmung.

Keine Regeln, aber Regelmäßigkeiten

Obwohl ein kleines Baby zu Anfang mit Regeln und Vorschriften nichts anfangen kann, sind regelmäßige Tagesabläufe hingegen wichtige Bestandteile eines jungen Lebens. Geregelte Strukturen geben Sicherheit und helfen dem Baby, später Regeln leichter zu erlernen. Regelmäßigkeit als Vorform von Regeln sorgen oftmals für einen besseren Schlaf, bessere Essgewohnheiten und generell zufriedenere Babys.

Denn besten Rhythmus und die passendsten Strukturen finden Eltern am einfachsten, indem sie ihr Baby aufmerksam beobachten. Schon nach relativ kurzer Zeit kann man feststellen, dass das Baby bevorzugte Trink- und Schlafzeiten besitzt. Auch ist es zu bestimmten Zeiten wacher und agiler als zu anderen Zeitpunkten. Beachtet man diese Phasen, kann man beginnen, Tagesabläufe danach zu strukturieren und damit Rituale einzuführen, an denen sich das Baby orientieren kann. Mit viel Geduld kann sich so ein geregelter Ablauf entwickeln.

Bis das Baby diesen Ablauf allerdings eins zu eins umsetzen kann, dauert es ein wenig. Erst nach vier Monaten entwickelt das Schlafzentrum eines Babys so etwas wie einen Schlafrhythmus.  Schlaferziehung macht daher erst ab diesem Zeitpunkt Sinn. Doch auch dann sollte man nicht allzu viel erwarten und viel Geduld haben. Erst nach und nach verlagert sich der Schlaf ins Dunkle, bis Babys durchschlafen dauert es noch ein Weilchen. Einschlafrituale sind allerdings von Anfang an ein nettes „Zuckerl“. Die Babys entspannen sich dabei, fühlen sich wohl und können, wenn sie müde sind, friedlich und glücklich einschlafen. Zudem festigen derlei Rituale die Bindung zwischen Eltern und Baby.

„Noah ist weit von regelmäßigen Schlafenszeiten entfernt. Mal schläft er mittags an zwei Tagen hintereinander problemlos ein, mal ist er zu diesen Zeiten wach und äußerst aktiv. Tom und ich lesen ihm allerdings immer etwas vor, kuscheln mit ihm und legen uns zu ihm. Wenn er einschläft, umso besser, wenn nicht, auch kein Drama. Wir haben gehört, dass wir uns dabei Zeit lassen sollen und genau das machen wir auch. Wir versuchen, regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten einzuhalten, wenn Noah allerdings andere Pläne hat, ist das auch kein Problem“, lacht die junge Mutter.

Im ersten Lebensjahr heißt es, keine Regeln aufstellen, aber konsequent sein. Schlafens- und Essenszeiten sollten einen Rhythmus haben, Rituale sollten eingeführt werden. Daneben gilt es, frühzeitig auf Schreie des Babys zu reagieren. In den ersten acht Monaten schreit ein Baby nie ohne Grund, Schmerzen, Unwohlsein, Hunger oder Angst sind Gründe, weswegen einem Baby dicke Tränen übers Gesicht kullern.

All dies sind Momente, in denen ein schützender und helfender Elternteil gefordert ist. Die Vorstellung, einen Säugling auch einmal schreien zu lassen, könne schon nicht schaden, ist gerade in den ersten acht Monaten problematisch. Während dieser Phase haben Babys noch keine Vorstellung davon, was Zeit bedeutet. Sie wissen nicht, dass ihnen nichts passiert, auch wenn Mama und Papa mal länger nicht bei ihnen sind.

Mit Ende des ersten Lebensjahres hingegen entwickeln die kleinen Racker ein Bewusstsein für sich und Andere. Es wird ihnen klar, dass ihre Eltern auf ihre Äußerungen reagieren. Da kann es dann schon mal passieren, dass Weinen ‚bewusst’ eingesetzt wird, um Mama oder Papa herbeizuholen. Fühlt es sich geborgen und wohl, und hat bis dato viel Zuneigung und Liebe erfahren, kann man solche Situationen allerdings bereits mit einem Ruf aus dem Nachbarzimmer entschärfen. Das Baby weiß, dass Mama und Papa in der Nähe sind und es nicht allein ist.

Lernprozesse bestärken

Geht es ans Robben und Krabbeln, entdecken die kleinen Babys neue Welten. Der Entdeckerdrang hat sie erfasst. Die Vorstellungen der Eltern darüber, was erlaubt ist und was nicht, kollidieren nun oftmals mit der Neugierde der Babys. Anfangs verstehen Babys ein „Nein“ allerdings nicht. Trotz Verbot werden die kleinen Babys bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wieder an das zuvor „Verbotene“ gehen.

Nicht, weil sie die Eltern ärgern wollen, sondern einfach, weil ein „Nein“ noch nicht verstanden werden kann. Transferleistungen kann ein Baby in solch einem Alter noch nicht erbringen. Nur weil ein Glas tabu ist, kann ein Baby nicht den Schluss ziehen, dass alle Gläser grundsätzlich gefährlich und verboten sind. Strafen helfen daher anfangs gar nichts. Sie verunsichern das Baby eher. Daher gilt gerade zu Anfang: Das Baby bei positiven Verhalten so viel wie möglich Loben und bestärken. „Fehlverhalten“ nicht bestrafen.

Marion und Tim haben noch einiges vor sich, sie stehen noch ganz am Anfang. „Wir freuen uns auf das was da kommen mag. Noah wird unser Leben bereichern und wir versuchen, alles mit viel Geduld zu erleben. Er ist unser ein und alles – wir wollen dass es ihm gut geht. Unsere Erziehungsratgeber wandern erst mal ins Regal, nun wollen wir uns einfach mal kennenlernen und uns einen geregelten Tagesablauf schaffen. Damit geht es Noah und uns gut.“

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