Viele Paare wünschen sich nach einem längeren gemeinsamen Weg eines: Eine eigene Familie. Mit einem Kind im Haus verändert sich die Situation von Grund auf. Kinder machen das Leben bunter, abwechslungsreicher – und meist auch etwas stressiger. Worauf gilt es nun zu achten? Was verändert sich durch ein Kind im Haus am Meisten? Wie bewältigt man die veränderte Situation am Besten? Fragen über Fragen, mit denen viele Paare auf ihrem Weg zu einer Familie konfrontiert werden.
Kurz nach der Geburt eines neuen Menschen herrscht bei den Eltern ein Gefühl vor: Pures, unbeschreibliches Glück. Endlich ist das lang ersehnte Baby da, endlich ist man eine Familie. Dem Gefühl des puren Glücks weicht allerdings nach und nach auch eine gewisse Besorgnis. Was verändert sich nun im Zusammenleben? Was bringt die Zukunft? Man sorgt sich nun nicht mehr nur um sich selbst, man trägt nun auch die Verantwortung für einen niedlichen, kleinen Erdenmenschen. Ein Baby verändert das ganze Leben.
Stunde Null
Viele Paare entscheiden sich bewusst dazu, ein Baby zu bekommen. Die Entscheidung fällt meist dann, wenn man sich sein Leben aufgebaut hat. Man hat einen sicheren Job, ein regelmäßiges Einkommen, eine stabile und liebevolle Beziehung. Die besten Voraussetzungen also, um ein Kind zu bekommen. Die werdenden Eltern selbst sind im Leben angekommen, haben Hindernisse und Prüfungen gemeistert und glauben, die neue Situation Familie gut meistern zu können. Man fühlt sich sicher.
Und doch, wenn das Baby da ist, ist alles anders. Alles ist neu. Vorbei ist es mit dem sicheren Gefühl. Ganz ohne „Probefahrt“ wird man ins kalte Wasser namens „Familie“ geworfen und wird nun mit vollkommen fremden Dingen konfrontiert. Der erste Schock folgt auf die Geburt. Erst noch himmelhoch jauchzend und kurz danach das fürchterliche Gefühl, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein – Elternsein kann gerade zu Anfang überfordern. Denn neben dem Elternglück schleichen sich plötzlich Sorgen und Ängste ein.
Auch Lisa und Mark kennen diese Gefühlslage. Kurz nach der Geburt schwebten beide auf Wolke Sieben. Doch schon bald kam ein beklemmendes Gefühl auf. „Mir wurde bewusst, dass es nun mit dem „Lotterleben“ vorbei ist. Wir konnten nicht mehr einfach unbeschwert in den Tag hineinleben, wir trugen nun Verantwortung. Wir mussten uns von unserer alten Lebensweise verabschieden. Wir waren immer spontan, oftmals haben wir von heute auf morgen die Koffer gepackt und sind losgezogen. Das ging nun nicht mehr. Mit der Geburt unseres Kindes waren wir plötzlich wirklich erwachsen. Das hieß für uns beide, vom alten Leben Abschied zu nehmen,“ erklärt Mark.
Organisationstalent
Was Lisa und Mark erfahren haben, ereignet sich bei den meisten Paaren. Mit einem Baby beginnt eine neue Lebensphase. Gleichzeitig bedeutet die Geburt eines Babys auch ein Abschiednehmen von vorherigen Lebensabschnitten. Sorglosigkeit, Unbeschwertheit und jugendliche Lebensweisen gehören von nun an der Vergangenheit an. Dies zu akzeptieren kann einige Zeit beanspruchen.
Auch stellt die neue Situation so manch junges Pärchen vor ungeahnte Herausforderungen. Strategien, welche z. B. im Berufsleben Erfolg zeigen, können angewandt auf die Kindererziehung vollkommen wirkungslos sein. Disziplin oder straffe Tagespläne, welche Ordnung in das Chaos bringen sollen, scheinen trotz guter Absichten kaum durchführbar zu sein. Kindererziehung verlangt weder Disziplin noch Durchsetzungsvermögen.
Vielmehr heißt es nun, Geduld, Liebe, Einfühlungsvermögen und Hingabe zu zeigen. Natürlich wäre es falsch, alles dem Zufall zu überlassen, ein gewisses Grundmaß an Organisation ist nötig, um geregelte Tagesabläufe zu schaffen. Dennoch sollten diese Pläne flexibel gehalten werden, da sich ein Baby nicht nach Zeitplänen richtet. Es verhält sich nicht wie in den Lehrbüchern beschrieben, es erfährt seine Umwelt und seine Mitmenschen und reagiert individuell nach seinen Bedürfnissen und Gefühlslagen. Gut gemeinte und wohldurchdachte Pläne spielen dabei keine Rolle.
Wo ist bloß die Zeit hin?
So wenig wie sich ein Baby an Pläne hält, so wenig verlangt es nur zu gewissen Zeiten die Aufmerksamkeit der Eltern. Ratgeber sprechen gerne davon, sich auch als liebevoller Elternteil viel Zeit für sich zu nehmen, sich nicht selbst zu vergessen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn Babys möchten Mamis und Papis Aufmerksamkeit ununterbrochen. Und das an sieben Tagen in der Woche. Vor allem in den ersten Lebensmonaten brauchen die Kleinen viel Liebe und Zuwendung, sie brauchen ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit.
Und das stellt sich nur ein, wenn die Eltern da sind. In den ersten Monaten bestimmt das Baby das Leben. Zeit wird dabei zu einem kostbaren, recht knappen Gut. Vor allem stillende Mütter fühlen sich während dieser Phase oftmals angebunden und fremdbestimmt.
Diese Herausforderung zu meistern erfordert Kraft und Geduld. Lisa kennt das nur zu gut. „Vor der Geburt unseres Sohnes war ich abends oft unterwegs. Mark und ich waren gemeinsam Essen, im Kino, sind mit Freunden losgezogen. Wir haben einfach getan, wozu wir Lust hatten. Nach der Geburt ging das nicht mehr. Von heute auf morgen wurden unsere Tagesabläufe und vor allem unsere Abende von dem kleinen Wesen in unserem Schlafzimmer bestimmt.
Wir lieben unseren Sohn, aber die plötzliche Umstellung war ein kleiner Schock. Schmökern in Büchern, gemütliche Abende vor dem Fernseher oder lange Telefonate mit meiner besten Freundin gibt es seither nicht mehr.“ Was zu anfangs wie eine scheinbar kaum zu bewältigende Herausforderung klingt, wird zwar mit der Zeit nicht leichter, allerdings erhält man mit jedem Tag mehr Routine, wird sicherer und erfahrener – man reagiert gelassener. Und nicht zuletzt: Egal wie anstrengend ein Tag auch gewesen sein mag, blickt man in das strahlende Gesicht seines Nachwuchses, sind alle Sorgen und Strapazen vergessen.
Was die Umwelt zum neuen Familienmitglied sagt
Doch nicht nur der Alltag ändert sich von einem Beziehungs- zu einem Familienalltag. Auch der Freundes- und Bekanntenkreis verändert sich. Plötzlich scheinen Freunde, die sich über die aktuellsten Trends unterhalten und bestens über neue Sportarten informiert sind, weniger interessant.
Man sucht seinesgleichen und tauscht sich eher mit Bekannten aus, die die gleichen Sorgen und Ängste teilen und auch eine Familie haben. Die beste Freundin, die gerade wieder eine Beziehung hinter sich gebracht hat und nun das Nachtleben unsicher macht, wird nun weniger oft kontaktiert als früher. Eventuell wird eine Freundin, die schon länger Mutter ist, früher allerdings als spießig und fade galt, nun als liebe Freundin und Quelle der Erfahrung empfunden.
Und auch die Umwelt wird genauer unter die Lupe genommen. Umgebungen, in denen viel geraucht wird, früher kaum beachtet wurden, werden nu gemieden. Auch Freunde, die viel rauchen, werden entweder seltener eingeladen, oder gebeten, dies sein zu lassen. So sehr man sich auch geschworen hat, nicht zu den Eltern zu gehören, die scheinbar nur noch über ihr Kind sprechen können, so kann man sich gerade anfangs doch nicht dagegen wehren. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch hilft, so mach schwierige Situation zu durchstehen, man kann Tipps und Tricks sammeln.
„Ich hätte es nie für möglich gehalten, ich wollte es auch nie – dennoch ist unser kleiner Sohn nun Gesprächsthema Nummer eins. Durch die Gespräche mit anderen Müttern werde ich sehr viel ruhiger,“ erzählt Lisa. „Und Marlene, meine „spießige“ Schulkollegin ist nun – das hätte ich noch vor einem Jahr für unmöglich gehalten – meine beste Freundin. Wir helfen uns gegenseitig, durchstehen Höhen und Tiefen des Mutter-Daseins. Es hat sich einiges getan,“ lacht die junge Mutter.